Wölfe und Bäume
Zwei Spiegelbestsellerautoren treffen sich in einem Autorenforum und beschließen, ein gemeinsames Seminar zu organisieren:
Elli H. Radinger, die vor fast 3 Jahrzehnten ihren Beruf als Rechtsanwältin an den Nagel hing, um Wölfe zu beobachten und zu schreiben. Alles begann mit einem Verhaltensforschungspraktikum im Wolfsforschungsgehege in Wolf Park / Indiana. Seit bereits 1995 unterstützt sie als Freiwillige die Feldbiologen im Yellowstone-Wolfsprojekt mit ihren Beobachtungen. Derzeit verzichtet sie, ihrer 13jährigen Hündin „Shira“ zuliebe, auf diese Arbeit. Als leidenschaftliche Autorin hat sie auch diese Zeit thematisiert: Anfang Oktober erscheint ihr neuestes Werk „Die Weisheit alter Hunde“.
Ihre Erfahrungen und Beobachtungen aus dem Projekt der Wiederansiedlung von kanadischen Timberwölfen im Nationalpark Yellowstone verarbeitete sie als Autorin zahlreicher Bücher und Herausgeberin des deutschen „Wolf Magazins“, das heute online und als kostenloser Newsletter verfügbar ist. In ihrem aktuellen Buch „Die Weisheit der Wölfe“ spannt sie einen Erzählbogen über fast 30 Jahre Wolfs- und Naturbeobachtungen: ein Lebenswerk!

Seit mittlerweile 10 Jahren gibt es nun auch in Deutschland wieder Wölfe. In unseren eng besiedelten Gebieten bleibt der Wolf nun aber nicht nur in der Deckung, wie ursprünglich angenommen und von Wolfsberatern kommuniziert. Er passt sich, wie alle Lebewesen, an die entsprechenden Umweltbedingungen an und zwingt wiederum uns Menschen, uns mit ihm auseinanderzusetzen. Die Rückkehr des großen Prädators wird daher im Augenblick überwiegend individuell emotional wahrgenommen und diskutiert. Elli H. Radinger setzt vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen aus Übersee auf Aufklärung und engagiert sich angenehm sachlich und überlegt nun bei uns vor der Haustür dafür, dem hochsozialen und anpassungsfähigen Beutegreifer eine Chance zu geben.
Peter Wohlleben, der Forstwirtschaft studierte und zunächst über zwanzig Jahre lang als Beamter in der Landesforstverwaltung arbeitete, bis er die Chance erhielt, seine Ideen in einem umweltfreundlichen Forstbetrieb in der Eifelgemeinde Hümmel umzusetzen. Im Laufe der Jahre entdeckte er „unzähligen Wunder“ in seinem Wald, die mittlerweile zum Teil wissenschaftlich untermauert sind, zum Teil jedoch weitere spannende Fragen aufwerfen. Sie wären auch mir verborgen geblieben, wenn ich nicht auf sein Buch im Regal der Spiegelbestseller aufmerksam geworden wäre. Staunend tauchte ich ein, in „ Das geheime Leben der Bäume“: in die Langsamkeit ihres Seins, ihre Art zu kommunizieren, Freundschaften zu pflegen und Baumkinder großzuziehen. Zahlreiche weitere Veröffentlichungen folgten. Peter Wohlleben setzt sich für die Rückkehr der Urwälder und umweltfreundliche Waldwirtschaft ein und beweist, dass Wirtschaftlichkeit und nachhaltig bewirtschaftete Wälder sich nicht gegenseitig ausschließen. Er gibt sein Wissen mit sehr viel Engagement und spürbarer Freude in seiner „Waldakademie“ weiter.

Was haben denn nun Wölfe und Bäume gemeinsam?
Sie sind soziale Lebewesen und brauchen unsere Unterstützung!!!
Hundehalter bewegen sich zwangsläufig viel in der Natur. Wissen und Information ist eine Möglichkeit, Wahrnehmung entscheidend zu verändern. Peter Wohllebens Buch „Das geheime Leben der Bäume“ hat mir einerseits den verklärten Blick auf sog. „unberührte Natur“ genommen, andererseits jedoch meine Wahrnehmung für die kleinen Wunder und großen Zusammenhänge geschärft.
Die meisten Hundemenschen sind wiederum von Wölfen fasziniert. Das hat den Hunden an ihrer Seite häufig mehr geschadet als genutzt. Die Ergebnisse aus Forschungen an Gehegewölfen hat man lange Zeit fraglos auf den Hund übertragen. Auch die mittlerweile umfangreichen Erkenntnisse aus der Forschung an freilebenden Wölfen, die die Beutegreifer in völlig anderem Licht erscheinen lassen und bereits fast 2 Jahrzehnte wissenschaftlicher Forschung am Haushund, haben die Wolfsmodelle in der Hundeerziehung immer noch nicht völlig eliminieren können.
Nun droht dem Wolf ein ähnliches Schicksal. Es gibt jedoch ebenso wenig „den“ Wolf und „das“ Wolfsverhalten. Jedes Lebewesen passt sich individuell an seinen Lebensraum an. Erfahrungen aus anderen Lebensräumen, in denen Wölfe leben, sind demnach nicht unreflektiert übertragbar. Wir werden unsere eigenen Erfahrungen mit dem Rückkehrer machen müssen und dabei können auch wir als Hundehalter den Wolf unterstützen:
Man hilft dem Wolf wahrscheinlich am meisten, indem man Begegnungen mit ihm, insbesondere wenn man einen Hund bei sich führt, bereits im Vorfeld vermeidet. Ebenso, wie Begegnungen zwischen unbekannten Hunden immer Konfliktpotenzial bergen, wird auch eine Begegnung zwischen Wolf und Hund nicht ohne Risiko sein.
Wenn wir in den Lebensraum Wald eintauchen oder generell in der Natur unterwegs sind, können wir uns ruhig bemerkbar machen und müssen nicht auf leisen Sohlen herumschleichen. Wild, das darüber informiert ist, dass wir uns in der Nähe befinden, kann sich zurückziehen.
Hunde, die nicht oder noch nicht absolut sicher abrufbar sind, sollten lieber an einer langen Leine den Spaziergang genießen. So vermeidet man ebenfalls den Kontakt mit Wildschweinen, die Hunden sehr schwere Verletzungen zufügen können, wenn sie von ihnen aufgestöbert werden.
Unsere beiden Hunde „melden“ Wildtiere, sobald sie sie sichten oder ihren Geruch aufnehmen. Layla ist ein Vollprofi und kehrt zuverlässig ohne Signalwort zurück, sobald sie Wild wahrnimmt. Blue ist noch in der Grundausbildung. Das aufwändige Training lohnt sich für mich doppelt: Ich entdecke sehr viel mehr, als ich mit meinen eigenen Sinnen je wahrgenommen hätte und die Hunde kehren zufrieden und ausgelastet nach Hause zurück, ohne andere Tiere in Bedrängnis gebracht zu haben. Vielen ist gar nicht bewusst, dass Rehe eine Hatz durch Hunde oftmals nicht überleben, insbesondere im Winter.
Im folgenden Video findet Ihr ein Trainingsbeispiel bei der Sichtung von Wasservögeln. Blue war zu diesem Zeitpunkt 7 Monate alt:
https://www.youtube.com/watch?v=41qJaiQizz0
Der sicherste Platz für einen Hund ist grundsätzlich bei seinem Menschen.
Absolut tabu ist es, Wildtiere anzufüttern oder anzulocken. Oftmals geschieht dies unbewusst, z.B. durch ungesicherten Kompost im Garten. Ein angefütterter Wolf ist ein toter Wolf.
Über jeden Einzelnen von uns kann sich Wissen und Erfahrung verbreiten und vernetzen.
Elli Radinger und Peter Wohlleben ist genau das mit Leichtigkeit gelungen. Sie haben zwei unterschiedliche Kompetenzbereiche in einem Tagesseminar vereint und somit ihre Informationen breiter gestreut. Ganz im Sinne der Wölfe und Bäume.
Quellen und Empfehlungen:
Seminar „Wölfe und Bäume“ mit Elli Radinger und Peter Wohlleben
„Die Weisheit der Wölfe“ von Elli Radinger, die uns mit auf ihre Reise in die Welt der Wölfe und durch ihr Leben nimmt. Wunderbar! Wir können viel ihr und den Wölfen lernen!
Einsteigern in das Thema Bäume empfehle ich den wunderschönen Bildband „Das Geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben
Ein absolut lesenswerter Artikel von Dr. Birgit Mennerich-Bunge, auf den ich auf Elli H. Radingers Seite aufmerksam wurde und hier sehr gerne verlinke:
https://www.elli-radinger.de/wp-content/uploads/2018/06/Muss-der-Wolf-Respekt-lernen.pdf