Hunde ganzheitlich behandeln – Akupunktur
Verhalten ist sichtbare innere Befindlichkeit. Problem- oder aus menschlicher Sicht unerwünschtes Verhalten betrachte ich daher immer ganzheitlich. Hunde, die nie ihre Bedürfnisse ausleben dürfen, zu wenig Ruhephasen haben und/oder sich körperlich unwohl fühlen, können, genau, wie wir Menschen, leichter „aus der Haut fahren“ oder antriebslos und depressiv werden.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie positiv sich selbst kleine Anpassungen im Alltag und Beschäftigungsmöglichkeiten auswirken können.
Auch bei körperlichen Beschwerden können alternative Heilmethoden die konventionellen effektiv unterstützen. Ganzheitliche Behandlungen unterstützen den Körper, sich selbst zu regenerieren und zu gesunden. Altes Wissen, wie zum Beispiel die Kräutermedizin, wird seit geraumer Zeit reaktiviert und wir profitieren in der westlichen Welt mittlerweile von Therapien, die in anderen Teilen der Welt bereits seit Jahrtausenden angewandt werden.
So wenden die Chinesen die ganzheitliche Technik der Akupunktur bereits seit über fünftausend Jahren an, um Menschen und Tiere zu heilen und Schmerzen zu lindern. In unseren Kulturkreisen wird Akupunktur seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts angeboten.
Bei Hunden ist diese Therapieform noch nicht so sehr verbreitet, wie bei uns Menschen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Hunde das Nadeln und die anschließende Ruhephase nicht so selbstverständlich akzeptieren, wie wir Menschen oder aber auch Pferde.

Für ängstliche Hunde eignet sich als Einstieg Laserakupunktur, die völlig ohne Nadeln arbeitet. Es lohnt sich, Zeit in eine Medical Training zu investieren, um auch wenig kooperativen Tieren eine Akupunkturtherapie zu ermöglichen, die sie dabei unterstützt, ihr körperliches und seelisches Gleichgewicht wiederzufinden.
Ich hatte bereits sehr gute Erfahrungen mit der Akupunktur bei der Behandlung unserer Stute gemacht. Als unsere Hündin Layla plötzlich eine Blasenschwäche bekam und die tierärztliche Behandlung keinen Erfolg brachte, kontaktierte ich unsere Pferdetherapeutin Sheila Audörsch und bat sie, sich Layla einmal anzusehen.

Sheilas Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Pferden. So unterstützt sie zum Beispiel regelmäßig die Rennpferde der Galopprennbahn Iffezheim in Baden Baden. Sie erklärte sich glücklicherweise jedoch sofort bereit, Layla zu behandeln.
Layla tolerierte bereits beim ersten Termin die Nadeln. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass sie den Einstich gar nicht bemerkte, sondern erst später spürte, dass die Nadeln wirkten. Während der ersten Behandlungen begann sie nach ein paar Minuten zu hecheln und entspannte sich dann im Anschluss deutlich. Beim zweiten Termin wurde Sheila bereits überschwänglich an der Tür begrüßt. Bereits nach den ersten beiden Terminen konnte ich nachts wieder durchschlafen. Nach drei langen Wintermonaten, in denen ich jede Nacht 2 bis dreimal aufgestanden war und Layla in den Garten gelassen hatte, während ich frierend in der Tür stand. Bis heute, 9 Monate später, ist Blasenschwäche und Inkontinenz für uns kein Thema mehr. Tiere haben keinen Placeboeffekt. Der Behandlungseffekt war „echt“! Ein Treffen mit Sheila ist für Layla stets ein Highlight; natürlich auch, weil Sheila es sich nicht nehmen lässt, Layla mit Leckerchen zu verwöhnen.
Was ist Akupunktur?
Akupunktur ist ein Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin. In China wird diese Heilkunst bereits seit über 5000 Jahren angewandt.

Der Name verrät es bereits; das zusammengesetzte Wort leitet sich aus dem Lateinischen Wort „acus“ = Nadel und „pungere“ = stechen ab: Durch das Einstechen von Nadeln an bestimmten Körperstellen werden Schmerzen gelindert und über die Energieleitbahnen des Körpers, den sogenannten Meridianen, die Energiekreisläufe im Körper beeinflusst. Die Akupunktur zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern und Selbstheilungskräfte anzuregen und/oder zu aktivieren.
Wie wirkt Akupuntur?
Über bestimmte Akupunkturpunkte, die vor allem auf den bereits obengenannten Meridianen liegen, werden Nerven- und Muskulatur des Tieres gereizt. Durch den Reiz des Nadelstiches wird der Körper in die Lage versetzt, sich neu auszurichten und zu regulieren. Zusätzlich werden durch das Nadeln an bestimmten Stellen vermehrt körpereigene Substanzen zur Schmerzkontrolle (Endorphine) ausgeschüttet.

Das Nadeln selbst ist nicht schmerzhaft. Häufig kann man beobachten, wie der Stoffwechsel der Tiere während der Behandlung angeregt wird und sie sich anschließend entspannen und müde werden bzw. einschlafen.
Akupunktur ist Hilfe zur Selbsthilfe für den Körper, wieder in eine gesundheitliche Balance zurückzufinden. Die Behandlungsdauer ist höchst individuell. Eine Sitzung dauert etwa 20 bis 30 Minuten.
Akupunktur kann nicht heilen, was endgültig zerstört ist, jedoch Schmerzen deutlich lindern. Bei Patienten mit dauerhaft chronischen Schmerzen der Gelenke kann man sich eingehend über Goldakupunktur informieren. Dabei werden Golddrahtstückchen als Dauerimplantat unter Narkose eingesetzt.
Kann man jedes Tier mit Akupunktur behandeln?
Grundsätzlich kann Akupunktur bei jedem Tier angewandt werden, das sich anfassen lässt. Sensible Tiere kann man mit einem Akupunkturlaser behandeln. Hunde, die sich noch nicht anfassen lassen, können durch gezieltes „Medical Training“ lernen, eine Behandlung zu tolerieren.
Gute Therapeuten findet man am ehesten durch Empfehlungen. Es gibt mittlerweile auch viele Tierärzte, die Akupunktur ergänzend anbieten.
Quellen: Sitzt Platz Fuss booklet Nr. 24 „Akupuntur bei Hunden“, Renate Albrecht
Tiermedizinportal „Akupunktur bei Tieren“
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Zum Weiterlesen:
Sitz Platz Fuss Heft 24 – lohnt sich nicht nur wegen des Artikels zum Thema Akupunktur – unbedingt lesenswert ist der Artikel von Dr. Ute Blaschke-Berthold zum Thema „Futterbelohnung“