Glücklicher Hund, weniger Probleme!
Die Evolutionsgeschichte von Hunden und Menschen sind eng miteinander verbunden. Der Hund ist, im Gegensatz zum Wolf, auch in unseren modernen Gesellschaften nicht wegzudenken. Auf den ersten Blick müsste es unseren Hunden doch sehr viel besser gehen, als in früheren Zeiten. Viele Hunde sind heute versichert, werden sogar besteuert, können immer professioneller, auch bei schwerwiegenden Erkrankungen, tierärztlich versorgt werden, gehen wie Menschenkinder in die Schule und bei „Anpassungsproblemen“ zum Therapeuten.
Schaut man genauer hin, dann bemerkt man, dass Hunde mit ähnlichen Krankheiten und Zivilisationsproblemen zu kämpfen haben, wie wir Menschen. Hunde in modernen Gesellschaften leben gemeinsam mit uns in einer von uns Menschen geprägten und kontrollierten Umwelt. Das Zusammenleben von Mensch und Hund ist unter solchen Bedingungen bestenfalls ein gelungener Kompromiss. Hunde dürfen ihre natürlichen Bedürfnisse mitunter nur sehr eingeschränkt oder sogar gar nicht ausleben. Unbefriedigte Bedürfnisse führen jedoch schnell zu Frustration und Stress, schlimmstenfalls zu Aggression oder Depression. Manche Menschen fühlen sich schnell oder aber nach einer langen Odyssee mit Verhaltensproblemen derart überfordert, dass sie ihren Vierbeiner abgeben. Ein depressiver Hund hingegen wird leider von uns Menschen eher als brav wahrgenommen und leidet häufig ohne Aussicht auf eine Veränderung oft lebenslang vor sich hin.
Wir können die Zeit nicht mehr zurückdrehen, aber wir können unsere Hunde beobachten und herausfinden, womit sie sich gerne beschäftigen würden, wenn sie ihre Leben völlig frei und ohne unsere menschliche Kontrolle gestalten könnten. Was beeinflusst das Verhalten unserer Hunde? Die Motivation, etwas zu tun, kommt von innen. Die Bedürfnisse eines jeden Lebewesens sind sehr individuell, können sich innerartlich sogar stark unterscheiden und sind noch dazu veränderlich. Das kennen wir doch selbst nur zu gut: ich verbringe meine Freizeit bei Wind und Wetter am liebsten draußen, während andere ihre Zeit viel lieber mit einem guten Buch auf der Couch oder vor dem Fernseher verbringen. Mit einer starken Erkältung hingegen liebe ich es ebenfalls, zu Hause auf der Couch zu liegen und zu lesen, zu schlafen oder mich vom Fernseher berieseln zu lassen. Je besser ich ein Lebewesen kenne und verstehe, desto harmonischer gestaltet sich das Zusammenleben.

Glückliche Hunde machen weniger Probleme und uns ebenfalls froh!
Im Zusammenleben mit Hunden lohnt es sich, genau hinzuschauen:
Ein Hund sieht einen anderen Hund am Ende der Straße. Er schaut zu seinem Frauchen. Diese gibt ihm einen Hundekeks und wechselt die Straßenseite. Beim nächsten Treffen, zerrt der Hund wie wild an der Leine, als er einen anderen Hund erblick. Was ist passiert? Sein Frauchen hatte ihn bei dem ersten Treffen irgendwie völlig falsch verstanden. Er wollte doch gar keinen Keks, sondern unbedingt dem anderen Hund Hallo sagen. Der Hund ist enttäuscht. Er hatte erwartet, dass er zu dem anderen Hund gehen darf, wenn er ruhig wartet und freundlich bei Frauchen nachfragt, ob er auch darf…Das Frauchen hat auf den ersten Blick freundlich reagiert und ihm etwas scheinbar Angenehmes angeboten (Positive Verstärkung/befriedigende Belohnung), damit jedoch leider nicht die innere Motivation des Hundes getroffen. Tatsächlich hat sie ihn bestraft (negative Strafe/frustierende Bestrafung), indem sie ihm das Treffen vorenthalten hat. Solche Situationen sind häufig der erste Schritt in die Entstehung einer sog. „Leinenaggression“.
Wenn man seinen Hund glücklich machen und mit ihm kooperieren möchte, dann sollte man seinen „Wunschzettel“ kennen.
Dies gilt für alle Lebewesen:

Ganz oben auf dem Wunschzettel von unserer Stute Vipérine steht „Gras“! Tatsächlich hat unsere Tochter Gras als Belohnung für Stehenbleiben eingesetzt und sehr kleinschrittig einen zuverlässigen Partner für lange Gelände- und Distanzritte ausgebildet. Sicheres Anhalten auf feinste Signale ist die Grundvoraussetzung für freies Reiten im Gelände.
Motivationsorientierte Ausbildung ist weit mehr, als das Arbeiten mit Keksen. Sie ist ressourcen- und ergebnisorientiert, indem sie sich auf Verhalten konzentriert, was wir uns wünschen und belohnt dieses individuell und aktuell.
Ganz nebenbei schulen wir im Training unsere eigene Beobachtungsgabe, lernen unsere Vierbeiner immer besser kennen und fühlen uns selbst mit der Zeit wesentlich wohler und entspannter:)
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Zum Weiterlesen für diejenigen, die mehr über die Welt aus Hundesicht erfahren möchten:
Der Kynos Verlag hat den Klassiker „Das andere Ende der Leine“ von Patricia McConnell 2018 neu aufgelegt. Patricia McConnell bettet Informationen sehr unterhaltsam in Geschichten und Anekdoten ein. Ich lache gerne, auch über mich selber und mag ihre Art, uns den Spiegel vorzuhalten sehr:
Schon etwas älter (2011 Erstveröffentlichung der Englischen Originalausgabe „In Defence of Dogs) ist das umfassende Werk von John Bradshaw. Dennoch ist es eines meiner Lieblingsbücher, das ich Hundemenschen empfehle, wenn sie mehr über die Welt aus Hundeperspektive erfahren möchten. Anlässlich der Veröffentlichung in deutscher Sprache erschien 2012 in der Welt am Sonntag ein Interview mit dem Autor.
Man kann die Bücher von Alexandra Horowitz grundsätzlich jedem empfehlen, der sich wissenschaftlich fundiert über den Blickwinkel unserer Haushunde informieren und ganz nebenbei noch lächeln möchte. Sie beschreibt selbst komplizierte Zusammenhänge klar verständlich und mit viel Sinn für Humor. Eines meiner persönlichen Lieblingshundebücher ist ihr Werk „Was denkt der Hund“: